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Sparkassen: Nachfrage nach Immobilienkrediten steigt wieder an

Anleger geben Einlagen den Vorzug vor Wertpapieren / Unternehmen halten sich mit Investitionen zurück

Münster (26. Juli 2024). Die Talsohle bei den privaten Immobilienfinanzierungen in Westfalen-Lippe scheint durchschritten zu sein. Die Summe der neu zugesagten Wohnungsbaukredite der 46 Sparkassen in der Region stieg in den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 18,9 % auf 2,6 Mrd. € an. Das ist zwar noch gut ein Drittel weniger als im Durchschnitt der Jahre 2021 und 2022 (37,8 % weniger), eine Trendumkehr ist jedoch erkennbar. Der gesamte Kreditbestand der Privathaushalte bewegt sich mit 48,4  Mrd. € in etwa auf Vorjahresniveau (‑0,4 %). Das ergibt sich aus den Halbjahreszahlen des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe. 

Sparkassenverband spricht sich für Förderung von Wohnungsbau aus

Die in den vergangenen Monaten gesunkenen Finanzierungskonditionen und die zum Teil kräftig gestiegenen Löhne dürften zum Anstieg der Nachfrage nach Wohnimmobilien-Krediten beigetragen haben. Das allein wird aber nicht ausreichen, um auf das Niveau der Vorjahre zurückzukommen, ist sich die Präsiden­tin des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe, Prof. Dr. Liane Buchholz, sicher: Die eigene Immobilie steht nach wie vor weit oben auf der Wunschliste der Menschen. Voraussetzungen für die Erfüllung dieses Wunsches sind Finanzier­barkeit und Planbarkeit. Wir brauchen hier nach wie vor Impulse von der Politik“, so Buchholz. „Günstigere Baunebenkosten und Förderprogramme, die nicht nur für kurze Zeit verfügbar sind, wären sehr hilfreich.“

Weiterhin Nachfrage nach Bausparverträgen

Neben dem Wunsch nach einer eigenen Immobilie ergibt sich bei vielen Bestandsimmobilien der Bedarf zur energetischen, nachhaltigen Sanierung. Um den Finanzierungsbedarf decken zu können, suchen Kunden die langfristige Zinssicherheit von Bausparverträgen: Das Neugeschäft beim Bausparen betrug in den ersten sechs Monaten 1,3 Mrd. €. 

Kreditgeschäft mit Unternehmen schwächelt

Der Kreditbestand der Unternehmen und Selbstständigen stieg im ersten Halbjahr 2024 um 0,9 % auf 63,8 Mrd. € an. Das Neugeschäft fiel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum allerdings deutlich verhaltener aus: Die Darlehenszusagen an die Betriebe beliefen sich auf 4,7 Mrd. €, das sind 6,3 % weniger als im ersten Halbjahr 2023. 

Die Gründe für die zurückhaltende Investitionsbereitschaft der Unternehmen dürften die Finanzierungskosten und das unsichere wirtschaftliche Umfeld sein, das sich auch in den aktuell hohen Insolvenzzahlen widerspiegelt: Die Zahl der beantragten Unternehmensinsolvenzen ist seit Herbst 2022 merklich angestiegen: Von Januar bis April 2024 haben 7.115 Unternehmen in Deutschland einen Insolvenzantrag gestellt – 28,3 % mehr als im Vorjahreszeitraum. 

Kunden legen weniger in Wertpapieren an

Im vergangenen Jahr hatten niedrige Zinsen auf Einlagen und eine Inflationsrate um die 6 % zu einem regelrechten Run auf Wertpapiere geführt. Insbeson­dere festverzinsliche Wertpapiere fanden bei den Anlegern großes Interesse. In der Zwischenzeit ist die Inflationsrate auf 2,2 % (Juni 2024) gesunken – die inflationsbedingte Geldentwertung hat also spürbar abgenommen und somit auch die Motivation der Anleger, höhere Risiken bei Wertpapieren in Kauf zu nehmen – was zu einem Rückgang im Wertpapiergeschäft geführt hat. Dazu kamen Gewinnmitnahmen von Anlegern bei zuletzt stark gestiegenen Aktien­kursen.

Der Nettoabsatz von Wertpapieren – also Käufe und Verkäufe saldiert – reduzierte sich entsprechend von 2,6 Mrd. € auf 638 Mio. € (-75,1 %). 

Trendwende bei Einlagen

Nachdem die Einlagen der Privathaushalte im Vorjahreszeitraum noch um 2,3 % zurückgegangen waren, stiegen sie im ersten Halbjahr 2024 um 0,4 % 
auf 91,5 Mrd. € an. Die Gründe für diese Kehrtwende liegen zum einen darin, dass die Anleger deutlich weniger Geld in Wertpapiere umgeschichtet haben als im Vorjahr. Zum anderen konnten die Privathaushalte mehr zur Seite legen – die Sparfähigkeit hat sich durch die gestiegenen Einkommen der Privathaushalte verbessert. Innerhalb der Einlagenbestände schichteten die Anleger Bestände von eher niedrig verzinslichen Sichteinlagen in höherverzinsliche Termingelder um.