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NRW-Bankentag: Kreditinstitute als leistungsfähiger Partner von Wirtschaft und Verbraucher unersetzlich

Ministerpräsident Laschet: NRW einer der stärksten Finanzplätze

Düsseldorf. Gemeinsam luden der Bankenverband NRW, der Genossenschaftsverband – Verband der Regionen, der Rheinische Sparkassen- und Giroverband sowie der Sparkassenverband Westfalen-Lippe zum NRW-Bankentag. 300 Gäste, darunter Ministerpräsident Armin Laschet, Margarete Müller, Präsidentin der Hauptverwaltung Düsseldorf der Deutschen Bundesbank, Vorstandsvorsitzender der NRW.BANK Eckhard Forst sowie Landtagspräsident André Kuper, folgten der Einladung in die NRW.Bank.

Ministerpräsident Laschet hob in seinem Grußwort die Bedeutung des Finanzplatzes Nordrhein-Westfalen hervor: "Nordrhein-Westfalen ist mit über 200.000 Arbeitsplätzen in der Finanzwirtschaft und mit annähernd 300 Kreditinstituten einer der stärksten Finanzplätze in Deutschland. Deshalb ist es wichtig, dass sich die Banken und Kreditinstitute in unserem Land nun zum ersten Bankentag treffen. Ich bin sicher: Dieser Austausch ist ein starkes Signal für den Finanzstandort Nordrhein-Westfalen."

Bei der Diskussion um Digitalisierung, Regulatorik, Meldepflichten, europäische Einlagensicherung und Verbraucherschutz wurde deutlich, dass sich die Kreditwirtschaft nicht den notwendigen Veränderungen verschließt. Sie fordert aber Praxistauglichkeit und Angemessenheit. So dürften Verbraucherschutzkriterien nicht dazu führen, dass die Altersvorsorge geschwächt wird. Regulatorische Vorgaben sollten in ihrer Intensität auf den Risikogehalt der Geschäftsmodelle und der Größe von Banken abgestellt werden und den neuen globalisierten Rahmenbedingungen Rechnung tragen. Und eine Europäische Einlagensicherung könne erst dann eingeführt werden, wenn die nationalen Strukturen gemeinsame Standards erfüllten. All diese Maßnahmen seien erforderlich, um eine verlässliche Unternehmensfinanzierung sowie eine flächendeckende Versorgung mit Finanzdienstleistungen zu gewährleisten.

Verbraucherschutz und Vorsorgebedarf in Einklang bringen

Prof. Dr. Liane Buchholz, Präsidentin des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe (SVWL), forderte, parallel zu den Regulierungsvorgaben auch die bestehenden Maßnahmen zum  Verbraucherschutz auf den Prüfstand zu stellen. „Zehn Jahre nach der Pleite des US-Bank Lehman Brothers warne ich davor, die Schraube zu überdrehen“, sagte sie. Wenn auch Kunden ihrerseits immer lauter artikulierten, dass sie sich bevormundet statt geschützt fühlten, laufe etwas falsch.

Kunden, die erstmals ein Wertpapier kauften oder Fondsanteile über das Internet orderten, würden automatisch mit verschriftlichten Informationen zugeschüttet. Wehren könnten sie sich nicht. „Auch die Pflicht zur Sprachaufzeichnung telefonischer Geschäfte mit Wertpapieren belastet die Vertrauensbeziehung zwischen Berater und Kunde“, sagte Buchholz. Im besten Fall verzögere sie die Orderausführung. Im schlechtesten verhindere sie das Geschäft. „Kunden, die ihr Vermögen aufbauen wollen, kommen um Wertpapiere nicht herum. Sparern, die unter der Nullzinspolitik leiden, sollten wir im Wertpapiergeschäft keine Steine in den Weg rollen“, so die SVWLPräsidentin.

Leistungsfähige Kreditwirtschaft stärkt ländliche Räume

Klaus Bellmann, Mitglied des Vorstands des Genossenschaftsverbandes, verdeutlichte die besondere Bedeutung einer leistungsfähigen Kreditwirtschaft für ländliche Räume in Nordrhein-Westfalen. „Landwirtschaft, Mittelstand und Handwerk sind die Stützpfeiler von Wohlstand und Arbeit im ländlichen Raum. Sie brauchen angesichts der durch Globalisierung, Digitalisierung und demographischen Wandel ausgelösten Strukturveränderungen, Banken, die die Besonderheiten der Region kennen und ihre Kunden intensiv begleiten“, stellte Bellmann heraus.

Bellmann forderte die Politik auf, kleinere Banken mit risikoarmen Geschäftsmodellen von bürokratischen Lasten zu befreien. „Ich begrüße es sehr, dass wir in Europa derzeit eine Diskussion führen, ein besonderes Aufsichtsmodell für kleinere und risikoarme Banken zu entwickeln. Auch der Mittelstand, das Handwerk und die Landwirtschaft und damit Millionen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern brauchen diese „small and simple banking box“! 

Bellmann plädierte zudem für eine weitere Stärkung des Genossenschaftsmodells im ländlichen Raum. Gerade auf dem Land sei die Genossenschaft eine eingeführte und bewährte Rechtsform. „Viele regionale Kreditinstitute wirken bereits heute als Inkubatoren für genossenschaftliche Lösungen. Ob Freizeiteinrichtungen, medizinische Versorgungsstrukturen oder moderne Infrastruktur: Genossenschaftliche Bündnisse von Kommunalpolitik, Unternehmen, Privatpersonen und regionaler Kreditwirtschaft können einen deutlichen Beitrag zur weiteren Verbesserung der Lebenswirklichkeit vor Ort leisten.“

Kreditwirtschaft Motor der Digitalisierung

Michael Breuer, Präsident des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbandes, betonte die erfolgreichen Digitalisierungsanstrengungen der Kreditwirtschaft. “Es gibt kaum einen Bereich, der sich so umfassend digitalisieren lässt wie die Kreditwirtschaft. Deshalb ist die richtige Digitalisierungsstrategie ein zentraler, wenn nicht der Überlebensfaktor für Banken und Sparkassen“, so Michael Breuer.

Die Kreditinstitute seien hier gut aufgestellt. Man habe bislang die Transformation aus der analogen in die digitale Welt professionell gemeistert. Dabei seien Fintechs im Übrigen nicht nur Konkurrenten, sondern auch Kooperationspartner. Michael Breuer betonte die Zusammenarbeit der

Kreditwirtschaft im Bereich der Digitalisierung:

„Das digitale Bezahlen via Kwitt von Smartphone zu Smartphone funktioniert bei über einer Million Kundinnen und Kunden von Sparkassen und Genossenschaftsbanken.“ Das Online-Bezahlverfahren Paydirekt der deutschen Kreditwirtschaft sei inzwischen etabliert und werde gemeinsam weiter vorangebracht.

Allerdings stoße man bei den gemeinsamen Vorhaben immer wieder an regulatorische Grenzen. “Wenn wir gemeinsame Lösungen über die Institutsgruppen hinweg anbieten, tun wir das natürlich auch mit Blick auf die weltweit agierende Konkurrenz der großen Internet-Konzerne. Die Wettbewerbshüter in Deutschland haben oft nur die Kräfteverhältnisse auf dem nationalen Markt im Blick. Sie verlangsamen oder verhindern deshalb oftmals gemeinsame, einfache und schnelle Lösungen. Das muss sich ändern. Wir brauchen eine Regulatorik, die zeitgemäß agiert und den neuen globalisierten Rahmenbedingungen Rechnung trägt.“ 

Unternehmensfinanzierung im Wandel

Dr. Andre Carls, Vorsitzender des Bankenverbandes NRW, sieht einen fundamentalen Wandel bei der Unternehmensfinanzierung. Die andauernde Niedrigzinsphase, neue Wettbewerber wie FinTechs sowie Regulierung und Digitalisierung, verbunden mit höheren Kosten und mehr Bürokratieaufwand, stellen die Kreditwirtschaft vor große Herausforderungen. „Daraus ergeben sich aber auch neue Chancen. Finanzierungen werden zunehmend integriert und in Wertschöpfungsketten betrachtet. Big Data-Nutzung und Datenschutz, Online-Services neben guter Beratung – durch die Digitalisierung entstehen innovative Produkte und ganz neue Banking-Dienstleistungen“, meint Dr. Carls.

An Bedeutung für die Unternehmensfinanzierung gewinnen außerdem konjunkturelle und wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen. Geopolitische Krisen schlagen auf NRW mit seiner hohen Exportquote voll durch, Politik und Kreditwirtschaft müssen hier eng zusammenarbeiten. Dass wiederum die Investitionsquote in Nordrhein-Westfalen niedriger als in anderen Bundesländern ist, wird der Bedeutung des Wirtschaftsstandortes nicht gerecht, bedauert Dr. Carls: „Die Politik ist zwar auf dem richtigen Weg, muss aber weiter aufs Tempo drücken. Bürokratieabbau, Infrastrukturfinanzierung, Entschuldung der Kommunen, auch die Reform der Unternehmensbesteuerung sind drängende Probleme und verhindern Investitionen.“

Das Land habe viele Stärken, die besser herausgestellt werden müssten. Dr. Carls: „Vor allem eine bessere Vernetzung der vielfältigen Finanzierungs- und Förderangebote kann eine Willkommenskultur für Unternehmen in NRW schaffen“.

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